Der Morgen beginnt entspannt mit spätem Aufstehen um 10, gutem Frühstück à la Maroccaine mit Orangensaft, Kaffee, Tee, Melui, mit Gemüse gefülltem Fladenbrot und sogar Schokoladencroissant. Danach werden Lea und ich gebeten, die Küche sauber zu machen, kommen jedoch nicht zum Ende, da wir von Abdel Latif abgeworben werden, um potzblitz zum Kasbah zu fahren.
Das Kasbah entpuppt sich als Verkaufsveranstaltung aus dem 15. Jahrhundert, bietet aber kühlen Unterschlupf in der starken Hitze. Wir besuchen die alte Synagoge der Juden, bezahlen zwei Euro für das Öffnen der Tür zu dem Lehmraum der Synagoge und tauchen dann ein in die Zauberkunst der marokkanischen Schmuckherstellung. Eine wunderbar aufbereitete Ausstellung alter Kamelknochentische und anderer Holzarbeiten, Amulette, Kisten, jüdischen Schriftrollen und Hochzeitsverträgen auf Hörnern. Im Verlaufsraum geben wir mit etwas schlechtem Gewissen zu, leider nichts erwerben zu wollen und auch von den Teppichen möchten wir keinen kaufen, was nicht immer so leicht zu kommunizieren ist. Dennoch wird uns viel erklärt und erzählt, sodass wir einen guten Einblick bekommen können.
Dann schmieden wir Pläne für den weiteren Verlauf des Tages und verhandeln mit dem Touristenführer Abdel Latif einen Plan für eine Wüstentour aus. 90€ für M’Hamid mit allem Drum und Dran. 45€ für eine Nacht in der Wüste angeblich eine halbe Stunde von Marrakesh entfernt. 25€ für Fahrt in die Wüste von Zagora + 10€ Dromedar.
Schwere Entscheidung, weil man eigentlich ja alles mitnehmen will, was geht, wenn man schon hier ist. Also handeln wir mit ihm aus, dass er mit uns abends in die Wüste fährt, den Sonnenuntergang dort zeigt, wir Berber Musik und dann eine mögliche Tour auf dem Dromedar.
Also geht es los um 18:20 von dem Haus der Familie in Zagora, wir fahren 14 Minuten und kommen in der „Wüste“ an, die einfach eine kleine Ansammlung von knapp 20 Dünen ist, die direkt außerhalb der Stadt liegt. Tja, was soll man sagen? Wir sind doch so dumm und hätten es wissen müssen? Wir haben die beste Entscheidung getroffen, die möglich war, indem wir einmal den allergünstigsten Preis ausgehandelt haben? Alles gut, Wüste ist Wüste?
In leichtem Sandsturm trinken wir bitteren Minztee, essen salzige Erdnüsse und befinden uns umgeben von „Berber Zelten“. Diese haben jedoch eine Metalltür, feste Betten darin und sind alles andere als „Authentisch Berber“. Nunja, was hat man erwartet?
Wir dachten in unserer touristischen Naivität, wir kämen in der Wüste an (30 Minuten von der Stadt entfernt völlig utopisch) und stünden auf einmal in der großen weiten Wüste, ganz alleine und umgeben von goldener Schönheit. Pustekuchen. Wir steigen die nächste kleine Düne hoch, sehen gerade so noch den Sonnenuntergang, der auch leider nicht wirklich außerordentlich ist, machen Fotos mit dem Berbertuch, das uns Abdel auf dem Markt gekauft hat, und lachen endlich über uns selbst.
Um halb 9 fahren wir mit dem 4×4 Heim durch den Sand, überfahren fast die Wüstenmäuse, die uns über den Weg laufen und sind schon bald wieder in der Stadt.
Wir duschen den and vom Körper, liegen auf der Dachterasse unter dem weiten Sternenhimmel und lassen den Abend ausklingen. Ein Problem gibt noch das Abheben des Geldes, da die Automaten von Zagora alle leer sind und erst morgens früh um 8 wieder gefüllt werden. Oh Mann, das ist auch echt nicht unser Tag! Also handeln wir in Euro, Soufiane treibt von den Nachbarn noch schnell 500 Dirham auf, die wir gegen Euro tauschen und für den Bus nach Marrakesh verwenden werden, der Früh am nächsten Morgen fahren soll.
Unangenehm über Geld so zu reden, auch waren es die 20€ natürlich überhaupt nicht des Abends wert, aber Gast ist Gast, da hätten wir uns wohl kaum einen anderen, aufrichtigeren Host organisieren können.
In sofern sind wir wohl doch noch viel mehr Touristen als wir gerne wären und sind hiermit offiziell das erste Mal ziemlich über den Tisch gezogen worden.