Heute stehen wir super früh auf, verlassen um Viertel vor 7 das Haus, um haarscharf den Bus um 7:54 zu bekommen, der uns (wie zu erwarten viel zu früh) zum Bab Doukkala bringt. Mit dem Bus geht es 10 Stunden ab durch herrliche Täler bis nach Zagora über Ouarzazarte und Agdz.
Um 10 vor 7, exakt 12 Stunden, nachdem wir in Marrakesh das Haus verlassen haben, kommen wir mit dem Bus in Zagora an, wo wir sofort am Bus von Soufiane empfangen werden. Etwas unsicher Rätseln wir, ob wirklich alles gut geht, aber er zeigt uns ein Taxi, in dem Lea und ich mitfahren und nimmt mit Felix das nächste. Das Haus liegt nicht weit von der Hauptstraße entfernt, ist wieder dreistöckig und hat oben eine Dachterasse, die allerdings leider keine große Aussicht bietet.
Wir werden gleich dem Bruder Abdel Latif, der Schwester Badia und der Mutter Fatima vorgestellt, die uns alle freundlich willkommen heißen. Es gibt gleich Tee, bevor wir endlich duschen können und uns nach der langen anstrengenden Fahrt wieder frisch machen können. Mit dem Bruder machen wir eine kleine Tour zur Hauptstraße von Zagora, wo wir die kleinen Läden gezeigt bekommen, Kaktusfrüchte probieren (von mehr als 5 am Tag bekommt man Verstopfung für einen Monat) und prinzipiell alles Entscheidende zu sehen bekommen.
Der Einfachheit halber bekommen wir neue Namen. Ich bin Malika, Lea wird Laila getauft und Felix wird zu Ali Baba. Auch wenn wir Abdel Latif auf Anhieb doch etwas unsympathisch und nicht ganz koscher erscheint, ist dieser Abend schön und er erklärt viel. Er erzählt uns von Zagoras Heiratsmarkt, der täglich auf den Straßen stattfindet und meint, alle Mädchen würden sich nach Ali Baba umschauen.
Als kleines, großes Extra zeigt er uns das Hotel Salaam, das viert marokkanische Sterne besitzt und auch an der Hauptstraße liegt. Es ist das Hotel, für das er als Tourist Guide Touren organisiert und anbietet. Kein schlechter Partner im Rücken!
In der gelösten Abendstimmung sitzen wir am leeren Pool, der in der Dunkelheit liegt, hören Musik der Touareg zu und genießen den ruhigen Abend. Abdel Latif scheint wirklich alle zu kennen und kann wohl ein uns ausgehen, ohne dass es jemanden stört. So zeigt er uns auch die Kellerbar, in der wir ein Weilchen sitzen, um Berber Musik zu hören, die Live gespielt wird und bringt uns dann in die Disco, in der wir sehr guten Kaffee bekommen und auf dem elektrischen Piano gespielt wird. Die Stimmung hier ist ziemlich abgehoben, es scheint wirklich ein gutes Hotel zu sein und von der Aufmachung der Bar, der Bardamen und des Ambiente zu urteilen, kann sich Abdel über diese Partnerschaft sehr glücklich schätzen.
Für mich ist es eine spannende Erfahrung, da es ein ganz neues Marokko zeigt, das ich bislang noch nicht so deutlich wahrgenommen hatte. Der Kontrast ist enorm, wenn man von der von Straßenlaternen beleuchteten Hauptstraße in den Hotelkomplex eintritt. Die Kleidung, die Ausdrucksweise, die Art der Menschen, das Ambiente – alles ändert sich radikal und es ist eine andere Welt, in die man eintaucht.
Zu Hause bei Soufiane gibt es leckere Tagine mit Gemüse, die wir liebend gerne vertilgen, diese ist sogar ohne Fleisch und sehr gut gewürzt. Zusammen rätseln wir ein Logo Ratespiel, in dem Soufiane uns alle übertrumpft, wir sitzen im Wohnzimmer auf den dünnen Teppichen auf dem Boden und sind alle ziemlich erschöpft.