Morgens brechen wir auf, um uns ein Café zum Frühstücken zu suchen und treffen durch Zufall auf das Café des Prinzen, eine Patissérie, in der wir sehr leckeres Gepäck bekommen. Ganz entspannt bei Café und Tee sitzen wir in schöner Atmosphäre und genießen salziges Croissant, Harche (ein Polenta-artiges Gepäck, das es salzig und süß gibt), fluffige Apfeltasche und und und.
Es ist immer ein schönes Gefühl, den hektischen Straßen schnell zu entkommen, in dem man sich in ein Restaurant oder Café verkriecht und die dortige Stimmung aufsaugt.
Mit einigem Hin und Her finden wir einen Stadtbus, der uns zur Gare Routiere, also dem zentralen Bahnhof bringt, wo wir nach einem Bus Ausschau halten. Schon vor dem Eingang werden wir von vielen Männern umworben, uns werden Taxis und angeblich super günstige Busfahrten angeboten, sodass die Entspanntheit des Morgens schnell weicht. Wir fragen einige nach dem Preis nach Imlil, einem Ort, der direkt bei dem höchsten Berg Marokkos liegt, doch die Preise sind unfassbar hoch. 300 Dirham, 30 Euro. So gehen wir in die Bahnhofshalle und fragen dort, der Bus nach Imlil ist natürlich längst abgefahren, sodass wir gezwungenermaßen umdisponieren müssen. Als wir einem aufdringlichen Mann erklären, dass wir nicht 300, sondern höchstens 30 Dirham für die Fahrt bezahlen würden, lacht er uns aus und sagt, dass das unmöglich ist. Hat er auch Recht wie sich herausstellt, denn für 60 Dirham gibt es eine Fahrt dorthin, zusammen 120.
Nach langem Studieren der Karte entscheiden wir uns dafür, nach Essaouira zu fahren, das als schönste Stadt Marokkos gilt. Die Fahrt dorthin dauert drei Stunden, führt aus Marrakesh raus durch winzige Dörfer und vorbei durch staubiges Land. Erst gegen Ende wird die Sicht toll, als wir auf den Atlantik runterschauen können und für kurze Zeit eine herrliche Aussicht haben.
In Essaouira, das auf Arabisch die „Vollendete“ heißt, ziehen wir mit Sack und Pack durch die Gässchen und nehmen das Flair des süßen Städtchens mit. Es ist herrlich, von weißen Häusern durchzogen, die blau und grün angemalte Türrahmen haben. Viele Zeichnungen und Verzierungen sieht man, der Stil ist herrlich und lädt zum Wohlfühlen ein. Schnell merkt man auch, dass hier viele Touristen gerne verweilen und läuft durch Ateliers, Künstlergalerien, Souvenirläden und sämtlichen Handwerkskünsten, die zum Verkauf angeboten werden. Das Städtchen ist klein, zu Fuß gut zu erklimmen und hat eine sehenswerte Medina, der Rest jedoch erinnert eher an durchschnittliche indische Städte.
Der Tag ist herrlich, endlich kommt die Sonne und blauer Himmel raus und ich genieße es sehr, mich treiben zu lassen und ohne Plan voranzukommen.
Unser Weg endet zunächst am Ende der Medina, auf dem Fischmarkt. Hier gibt es Aale, Rochen, Zedern, Sardinen und Seeigel, alles mögliche, de sich ein Fischliebhaber nur so vorstellen kann. Für mich nicht unbedingt das Wahre, aber interessant allemal. Eine alte Mauer führt am Wasser entlang und wenn man den Geruch erträgt hat man hier einen herrlichen Ausblick auf die Fischerboote, das Treiben des Marktes und den Ozean. Weiter an der Küste entlang beginnt ein gigantischer Strand, der sich kilometerweite nach Süden zieht und viele Surfer und Schwimmer zum Träumen einlädt.
Zum Mittagessen gibt es mal wieder Couscous, diesmal wieder sehr lecker mit geschmortem Gemüse, das nicht so sonderlich mein Fall ist, aber der Couscous ist immer eine deftige Portion, lecker gewürzt und das perfekte leichte Essen auf Reisen. Wir enden am Strand, wo wir vergeblich versuchen, einen Host für die Nacht zu finden. Schließlich suchen wir ein Hostel und machen ein Spiel daraus, den niedrigsten Preis auszuhandeln. Felix macht den größten Handel, in dem er ein super tolles Biohotel von 600 auf 200 Dirham runterhandelt, letztlich entscheiden wir uns dennoch dagegen und Folgen einer Dame, die uns ein noch viel günstigeres Hostel anbietet. Gemeinsam mit Samir, ihrem Nachbarn, führt Sie uns durch die Gassen, die wir kurz davor schon alle abgeklappert hatten, und liefert uns schließlich beim Hotel Central raus.
Mit Samir reden wir noch lange und geben ihm Deutschtips, die er erfragt, um Deutsche Touristen besser zu überzeugen. Wir übersetzen ihm „C’est plus cher que gratuit“ und die Begegnung erfreut mich sehr. Er hat Charme, ist witzig und bringt einen prompt zum Lachen. Außerdem merkt man sofort, dass er ein lieber Mensch ist und kann durch diese sofortige Einschätzung auf Anhieb Späße mit ihm machen. Dass die Dame natürlich Kommission dafür verlangt, dass wir ihr gefolgt sind (obwohl wir ja längst ein genauso günstiges und gutes Hostel gefunden hatten) schmälert die Erfahrung ein wenig, doch auch Samir ist es sichtbar unangenehm, uns darum zu bitten.
Wir haben ein Zimmer direkt auf dem Dach, können bei entspanntem offenen Fenster schlafen und sogar auf einen Teil des Daches klettern. Auch wenn die hygienischen Standards hier doch einiges zu wünschen übrig lassen, ist es eine gute Entscheidung und es passt zu dem Aufenthalt in Essaouira.
Abends ziehen wir durch die Straßen, liefern uns spannende Diskussionen über Selbstbewusstsein und Persönlichkeit, schlendern mit Füßen im Wasser an einem leeren Strand entlang und genießen Abendessen mit Crêpe, Jus d’Orange, Café, The à la Menthe und Baguette.