Schüleraustausch mit Kirgistan
Kirgistan ist ein kleines Land in Zentralasien, dessen Klima zwar dem deutschen einigermaßen ähnelt und das trotzdem in vielen Dingen sehr anders ist.
In Kirgistan befindet sich die Toilette zum Beispiel so weit vom Haus weg wie möglich und besteht meist aus einem kleinen Brettergestell mit einem Loch im Boden. Um dorthin zu gelangen, muss man außerdem häufig an beißenden Hunden oder anderen Tieren vorbeigehen; nachts ist das immer besonders angenehm. Auch Essen mit dem Messer, eine Dusche oder fließendes Wasser sind in Kirgistan nicht immer selbstverständlich.
Trotzdem sind die Kirgisen unfassbar gastfreundlich, beschenken sogar ihre eigenen Gäste reichlich und freuen sich, wenn man sich bei ihnen mit „Rachmat“ – das bedeutet „Danke“ auf kirgisisch – bedankt. Leider wirkt sich die Gastfreundlichkeit auch darin aus, dass deutsche Gäste drei Mal täglich warmes Essen serviert bekommen und es als fatal unhöflich angesehen wird, wenn nicht alles aufgegessen wird.
Der Austausch mit den kirgisischen Schülern begann bereits vor 2 1/2 Jahren mit deren Besuch in Weilburg. Der Gegenaustausch konnte jedoch erst jetzt nach dem Abflauen der Unruhen, die im April 2010 Kirgistan erschütterten, stattfinden und führte zu zwei verschiedenen Orten. In der ersten Woche waren alle der 14 Schüler/Schülerinnen des GPW bei Gastfamilien in der Stadt Talas untergebracht und die restlichen Tage in einem kleinen deutschen Dorf, das Rot-Front heißt.
Ende des 19. Jahrhunderts sind nämlich Scharen von Deutschen, die in Deutschland aufgrund ihres Glaubens ausgestoßen wurden, erst nach Russland und dann weiter nach Kirgistan ausgewandert. Deshalb konnte man früher vor allem im Norden Kirgistans mehrere komplett deutsche Dörfer finden. Heute sind leider nur noch relativ wenige Familien übrig geblieben und immer mehr ziehen „zurück nach Deutschland“, wo die Eltern bessere Zukunftsmöglichkeiten für ihre zahlreichen Kinder suchen.
Das Programm des 12-tägigen Austauschs (24.08. – 04.09.2011) war teilweise vollgestopft, aber sehr vielseitig und interessant und führte die Schüler sowie Frau Bill und den ehemaligen Lehrer Herr Jakob tief in die kirgisischen Berge, zu Seen und eiskalten Gebirgsbächen, auf den riesigen Basar in der Hauptstadt Bischkek, in die kirgisischen Schulen, zur Gedenkstädte des Volkshelden Manas und zu vielen anderen interessanten Orten. Deshalb war letztlich für jeden etwas dabei und im Nachhinein waren die langen Busfahrten doch gar nicht so schrecklich.
Somit lässt sich sagen, dass dieser Schüleraustausch den Schlafmangel, die lange Reise, die Essensgewohnheitsumstellung, den Kulturschock und das Nachholen des verpassten Stoffes in der Schule auf jeden Fall wert war und die meisten wohl gerne länger geblieben wären.