Seit 1 ½ Monten (und einer gefühlten Ewigkeit) nun schon nicht mehr da, von wo der letzte Bericht kam, seit 3 Wochen schon nicht mehr auf „Abenteuerreise durch Nord-Ost-Süd-Indien“ und leider auch seit gut 2 Wochen bin ich nun alleine im Kasturbagram.
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7 Wochen durch Indien zu reisen, immer weiter, nirgendwo länger als eine gute Woche, das kann schon verdammt anstrengend, da auch die (teilweise 40 Stunden langen) Zugfahrten nicht gerade Entspannung pur darstellen.
7 Wochen durch Indien zu reisen bedeutet eine unfassbare Masse an Eindrücken, Erfahrungen, Gefühlen, Bekanntschaften und Erlebnissen. So viele Bilder – digital und direkt auf der Netzhaut – die sich gegenseitig in Wichtigkeit und Egoismus zu überschreiben versuchen. So viel, was ich gar nicht in Worte oder voll und ganz begreifen kann.
7 Wochen durch Indien zu reisen ist auch eine einzigartige Möglichkeit, dieses, im Kopf unmöglich vorstellbare Kontinent-artige Land kennen zu lernen. In Assam höre ich Assamese, in Orissa Oriya, in Kerala Malayalam, in Kanniyakumari Tamil und – das haben sie alle wunderbarerweise gemeinsam – verstehe kein Wort. Ich fühlte mich nicht selten wieder wie direkt am Anfang ohne auch nur ein Wort Hindi das ich verstand, vom „Namaste“ mal abgesehen.
Denke ich an Station 1 – Allahabad und Varanasi – zurück, dann fühlt es sich Jahre weit weg und viel zu fremd an, nur eine Erinnerung, die längst aber schon von anderen an den Rand gedrängt und zum Teil überschrieben wurde. Nur wenn ich in den Massen an Fotos von zwei Kameras stöbere oder in den Tagebuchaufzeichnungen blättere, kommen die Empfindungen und Eindrücke des Moments wieder hoch und ich bin froh, sie nochmals und in fast ursprünglicher Stärke durchleben zu können. Gleichzeitig ist diese Reise aber auch abgeschlossen und ich bin wirklich froh, wieder einem Tagesablauf folgen zu können, mehrere Nächte hintereinander in einem Bett zu schlafen, Privatsphäre beanspruchen und auch gestattet zu bekommen und eine Person kennen zu lernen, ohne nur wenige Tage später schon wieder „Auf (wer weiß wann und ob?) Wiedersehen“ sagen zu müssen.
So kann ich sagen, dass diese zunächst zugegebenermaßen utopisch erscheinende Reise, eine unschätzbare Erfahrung war, die ich auf keinen Fall missen möchte und ich freue mich schon sehr auf den zweiten Teil der Reise, die mich in Indiens Norden (Shimla im Himalaya, Delhi – Indiens Hauptstadt, Rajasthan – die (laut Cara ziemlich unwüstige) Wüste) und ein Stück weiter in den Süden (nach Pune und Mumbai/Bombay) führen wird.
3 Tage, um 8 Monate Indien zusammenzupacken
Als wir nach einigem Hin-und-Her einen Monat früher als erwartet, Anfang April, wieder im Kasturbagram angekommen sind, galt es für Cara, gleichzeitig 1 ½ Monate In-Indien-Reise aus- und knapp 8 Monate Freiwilligendienst-in-Indien einzupacken. Sie musste ihr Jahr – unser Jahr – in Indien 4 Monate verfrüht abbrechen, weil sie seit letztem Jahr immer und immer wieder krank wurde. So waren ihre letzten 3 Tage hier in Indore zwischen Ankommen und Abfahren ziemlich purer Stress und von Abhaken der To-Do-Liste, Umgehung des Pfauenfederausführverbots, Kakerlakenattacke, Übergewicht und Krankheit geprägt.
In der Prayer Hall, wo das tägliche Gebet um 17:10 Uhr stattfindet, gab es vor versammelter Menge der vielen Schülerinnen für sie eine kleine Farewell Party, bei der unser Tutor Dr. Trivedi, unsere erste Hindi-Lehrerin Saroj Didi, unsere Hostel-Aufseherin Pravina und einige Mädchen über sie und uns gesprochen haben, wie es hier anscheinend so üblich ist.
Neuanfang und zwar knallhart
Auf dem Weg vom Flughafen zurück, begriff ich erstmals, dass ich nun das erste Mal überhaupt in meinem Leben ziemlich komplett auf mich selbst gestellt sein würde. Dass dies nicht ganz so einfach würde, war mir da schon einigermaßen bewusst und doch kann ich dessen Tragweite wohl immer noch nicht einsehen. Ein Zimmer, ein Bett, ein Bad, den Weg vom Hostel zum Central Office, die alltägliche Hindi-Class, die vielen Leute hier – plötzlich hatte ich alles ganz für mich alleine; zum Guten wie zum Schlechten.
Ich sah die Sonne untergehen, ein knallroter Feuerball zwischen Wolkenstrichen, wie ein Heißluftballon, der zum Landen ansetzt; so, wie man sie hier so oft und in Deutschland wohl nie sieht. Sie ging unter, nahm Altes, Vereintes, Gemeinsames, Vergangenes, Schönes, Wertvolles mit, aber ich wusste, sie würde in knapp 12 Stunden wieder aufgehen, Unbekanntes, Ungewohntes, Neues und genauso sehr Schönes und Wertvolles mit sich bringen. Vor 2 Wochen habe ich einen Neustart meines Freiwilligendienstes gemacht und die Zeit seitdem ist selbst verständlich und glücklicherweise von der gemeinsamen Zeit geprägt, die Cara und ich hier erleben durften, aber dennoch hat sich doch schon so unfassbar viel geändert und wunderbar viele neue Möglichkeiten haben sich offenbart.
Grausamerweise geschah am Tag 1, einen Tag, nachdem Cara von Indore nach Ahmedabad flog, eine Veränderung, die einiges mit sich zieht und die ich (bislang jedenfalls) garantiert nicht befürworten kann. Im Agriculture Research Centre, einem Teil des Kasturbagrams in Indore, fand ein Meeting statt, zu dem die gesamten Mitarbeiter aus allen Bereichen dieser großen Organisation in Indore zusammenkamen. Für mich waren drei Unbekannte dabei, die mir als Tara Gandhi, die Enkeltochter Mahatma Gandhis, deren Tochter und als „Mantri“ vorgestellt wurden. Ich ärgere mich ziemlich, nicht irgendwen gefragt zu haben, was dieses Wort bedeutet, weiß aber mittlerweile, dass es für „Minister“ steht und ein anderes Wort für „Secretary“, die Position meines (ehemaligen) Tutors Dr. Trivedi und die höchste im Kasturbagram selbst, ist. Erst einen Tag später wird mir beiläufig mitgeteilt, dass ich nun eine neue Tutorin habe, Dr. Trivedi verpasse ich doppelt an seinen letzten beiden Tagen hier und außer mir wusste anscheinend auch keiner von dem abrupten Wechsel Bescheid. Der Chairman, der die allerhöchste Position des Kasturba Gandhi National Memorial Trust innehat, war zurückgetreten und die neue Chairperson Tara Gandhi wählte sich ihre eigenen wichtigsten Mitarbeiter aus. Ist ja irgendwie logisch und nachvollziehbar und wahrscheinlich lief es für alle schnell, aber für mich war es schon ein ziemlicher Schock. Zwei Tage später saß eine ziemlich verdrossen dreinblickende, unfreundlich und distanziert wirkende Frau am Schreibtisch unseres sehr hoch geschätzten Tutors und läutet seine Klingel, um Mitarbeiter herzurufen, als sei es immer so gewesen.
Neue Richtungen
Der Anfang
Am Tag 1 fühle ich irgendwie das dringende Bedürfnis, alle Ideen, was ich in den nächsten 4 Monaten im Kasturbagram machen möchte, sofort auf einen Schlag anzukurbeln und ins Leben zu rufen. Und dafür, dass ich ziemlich seriös mit dem Gedanken spielte, überhaupt nicht aus dem Bett aufzustehen, sondern lieber den ganzen Tag zu schlafen und verdrießlich zu sein, war dieser Tag doch überaus repräsentativ für die letzten Wochen. Ich sprudle nur so vor Möglichkeiten, Ideen, halbausgereiften Plänen, bekomme die Zusage, die Nähmaschine von Lata Didi, der Schulleiterin des College wieder ausleihen zu dürfen, beginne eine Liste für die Lieblingsbücher meiner Hostel-Mitbewohnerinnen, die ich für die leerstehende Library hier im Hostel anschaffen möchte, arbeite weiter an meinen Kasturbagram-Logo-Entwürfen und stelle meine Idee eines internen Sommerfestes vor. Genau wie dieser erste Tag waren die letzten beiden Wochen alles andere als entspannt, aber dennoch so erfolgreich und gefüllt, wie es nach einem so krassen Wechsel nur irgend möglich ist.
Library Wiederaufbau
Zwei DinA3 Seiten umfasst mittlerweile die Liste mit den „Aapkii sab se acchii kitaben“ (Eure Lieblingsbücher) für die kleine Library im Hostel und wohl die besten 10 (oder aber die, die dem kritischen Blick der Principal standhalten) werden nun angeschafft, sodass die Mädchen sie dann ausleihen können. 100 Rupien (= 1,4€) sind für die Girls schon eine ganzschöne Menge, die sie nicht einfach mal so ausgeben können und wenn für einen solchen Preis dann ein Buch gekauft, aber von vielen von ihnen gelesen werden kann, ist das den Aufwand, von Zimmer zu Zimmer zu gehen und gefühlte 1000 Mal das gleiche Prinzip zu erklären, wirklich wert.
„Regenbogen-Kampagne“
Auch ein anderes, schon seit längerem geplantes Projekt habe ich gestartet. Unter dem übersetzt wunderbar unkitschig klingenden Namen „Regenbogen-Kampagne“ gebe ich einen Workshop in Täschchen-Nähen und das genau da, wo Cara und ich es angedacht hatten – im Bakaghar, dem Spinning Centre. Ba ka Ghar heißt übersetzt „Das Haus von Baa“, wobei Baa der Name für Kasturba Gandhi ist, der „Mutter“ (Mutter Indiens) bedeutet. Hier stehen viele der traditionellen Spinnmaschinen, wie sie für Mahatma Gandhi Mitte des 20. Jahrhunderts einen so entscheidenden Beitrag im Kampf gegen die Britische Kolonialherrschaft darstellten. Direkt daneben befindet sich das sogenannte „Short Stay Home“, in dem Frauen und Mädchen, die Opfer von häuslicher Gewalt, familiären Problemen oder sonstigen Schwierigkeiten für eine Zeit lang kostenlos unterkommen können. Von Seiten des Kasturbagrams wird ihnen jegliche Form von Hilfe zur Verfügung gestellt, es werden Gespräche mit den beteiligten Familienangehörigen geführt, sie erlangen Bildung durch die vielen Möglichkeiten dieser weitreichenden Organisation (Krankenschwesterausbildung im Krankenhaus, Mithilfe im Agrarbereich, grundlegende Schulbildung in Grundschule, Middle School und College) und auch durch Berufsvermittlung wird ihnen eine „Wiedereingliederung in die Gesellschaft“ ermöglicht. Unsere Idee war es schon vor unserer Reise, diesen Mädchen und Frauen – momentan ungefähr 10 – das Nähen von Taschen und kleinen Täschchen beizubringen, um ihnen vielleicht sogar die Möglichkeit zu bieten, daraus ein größeres Projekt mit Profitmöglichkeit aufbauen zu können.
Nachdem ich die elektronische und für die hiesigen Maßstäbe wirklich luxuriöse Singer-Nähmaschine von Lata Didi bekommen hatte, begann ich gleich damit, aus den Stoffen und Stoffresten, die ich hier hatte, Bags zu nähen. Seitdem nähe ich täglich ungefähr zwei Täschchen, die je nach Laune und Zeit mal mit Reißverschluss, zusätzlichem Innen- oder Außentäschchen, Henkel, doppeltem Innenstoff oder sonstigem Accessoire ausgestattet sind. Zufällig bekam dies Sadna Didi mit, die Leiterin des Bakaghar, die von sich aus vorschlug, dass ich dies doch ihren Mädchen beibringen könne. Perfekter Zufall und genau die richtige Angehensweise für ein Projekt, weil es von den Beteiligten selbst kommt und nicht von mir, der Außenseiterin, aufgezwungen wird, es aber gar nicht wirklich gefragt es. Seitdem treffe ich mich täglich für zwei Stunden mit 6 Mädchen und Frauen, zeige ihnen theoretisch und praktisch (bislang nur an einer einzigen manuellen Nähmaschine, aber auch das ist noch ausbaufähig), wie man die Täschchen näht, lerne sie langsam besser kennen und tauche so in einen ganz neuen Bereich von meiner Aufnahmeorganisation ein, die ich doch offenbar noch lange nicht so gut kenne, wie ich dachte. Auch die kleinen Kinder, die obligatorisch mit ihren Müttern mitkommen, voll und ganz von meinen Bags begeistert sind und sich sogar selbst schon (manuell mit der Nadel in der Hand!!) daran versucht haben, selbst einen zu nähen, mag ich mittlerweile sehr. Es ist schon jeden Tag ein kleiner Kampf, die volle Aufmerksamkeit von allen zu bekommen oder eben auch ohne diese das Falten für den oberen Rand, das Annähen des Reißverschlusses und das endgültige Zusammennähen am Schluss zu erklären. Dennoch lohnt es sich, bereits sehr, das Nähen ist nicht schwer, ein Großteil der täglich ein wenig wechselnden Gruppe konnte es davor schon oder kann es mittlerweile und die Freude über mein Engagement ist unfassbar groß. Nachdem wir mit Stoffresten des im Kasturbagram zu ziemlich hohen Preisen (1m = 110 Rupien = 2€ – für hier ist das ein ziemliches Vermögen, aber dennoch Pflicht!) erhältlichen Khadi begonnen haben, wurde sich über einfarbige bunte Stoffe heute umso mehr gefreut. Die kleinen Taschen sehen direkt total professionell aus und man würde kaum glauben, dass dieses Mädchen gerade erst Nähen gelernt hat…
Das Kasturba-Dorf
Um das Headquarter des Indien-weit agierenden Kasturba Gandhi National Memorial Trusts verbildlichen zu können, sollte man sich am besten ein kleines Dorf vorstellen, in das ziemlich viele Menschen, vor allem aber Frauen und unzählige Mädchen aus teilweise sehr weit weg gelegenen, aber auch umliegenden, noch ärmeren Dörfern und Familien kommen. In diesem Dorf, das in Erinnerung an Kasturba Gandhi, errichtet wurde, um ebendiesen ländlichen Frauen und Mädchen zu helfen, finden sie – je nach ihren Bedürfnissen – eine volle Schulbildung, einen Arbeitsplatz, Service in Nachfolge Gandhis und Sicherheit. Für ein normales Dorf ist dieses besondere Kasturba-Dorf klein, aber dennoch für den Außenseiter nicht leicht verständlich und einsehbar. Es gibt so viele Teile dieses Dorfes, so viele kleine Wohnungen, Häuschen und Wege, die über das gesamte Gelände verteilt sind, dass man schnell den Überblick verliert und viele Monate braucht, um alles mal gesehen zu haben.
- Es gibt ein kleines kostenloses Krankenhaus, in das Frauen zur Geburt ihrer Kinder kommen, die sich keinen Arzt oder großes Krankenhaus leisten können. Dort werden junge Mädchen als Krankenschwestern ausgebildet, sie dann im Kasturbagram, anderen Zweigstellen des Trust oder in anderen, größeren und professionelleren Krankenhäusern arbeiten können.
- Ein Landwirtschaftszentrum gibt es, das aus unfassbar riesigen Feldern (und sogar einem kleinen Berg), ertragreichen Ernten, großem Kuhstall mit Biogasanlage und dem Verkauf von Milch, weitreichender Forschung und einem Netzwerk von Publizierung dieses Wissens an die umliegenden Bauern und Landwirtschaftsbetriebe besteht. Hier wird beispielsweise untersucht, welche Weizensorte mit der mindesten Wasserversorgung auskommt, was in einer Zeit, wie dem momentanen Vor-Hochsommer ein unschätzbarer Schatz ist.
- Auch einen Obstgarten gibt es, in dem unter anderem Chikku, Bananen, Mangos (die Mango-Saison ist endlich angekommen!!!), Granatäpfel, Zimtäpfel (Custard Apples) und Guaven angebaut und verkauft werden. Dennoch ist das Beste hieran selbstverständlich die Pfauenfedern, die wir in der Monsun-Zeit letztes Jahr in großer Zahl und Vielfalt fanden, und die Cara entgegen aller Erwartungen letztlich doch erfolgreich mit nach Deutschland nehmen konnte.
- Es gibt auch einen Kindergarten, die Grundschule, in der ich jeden Morgen Hindi-Unterricht bekomme, die Middle School, in der wir die German und Game Class gemacht haben (Vidya Mandir = Temple of Education), das große College mit der Möglichkeit einen (indischen) aus Praxis und Theorie bestehenden Bachelor of Arts oder BA of Science und eine Master-Ausbildung zu machen. Hier gibt es Yoga-Classes, ein Großteil der Mädchen lernt typisch indische Gerichte zu kochen (nützlich für das Hausfrauleben, nach der – bei vielen ziemlich bald erfolgenden – Hochzeit), es gibt Nähunterricht, weitreichende Sportangebote (z.B. Cricket, Volleyball und Kabeddi, eine Art professionelles Fangspiel) und ungewohnte Fächer wie „Gandhi Thoughts“. Dazu gehören Hostels und kleine Quarters (Minihäuschen/-wohnungen für die Mastergirls) für 700 Mädchen, da ungefähr ab der Middle School alle Mädchen intern wohnen.
- Eine Help Hotline für Frauen existiert auch, die den Weg ins Short Stay Home darstellt und den Weg zur Polizei, auf die hier offenbar nicht sonderlich viel Verlass ist (Die meisten Vergewaltigungsfälle in Indien geschehen auf Polizeistationen, habe ich mir das richtig gemerkt?). Momentan bin ich wohl noch dabei, diesen außerordentlich wichtigen Teil dieses kleinen Dorfes in seiner vollen Größe zu erfassen, aber er erscheint mir bereits jetzt schon unfassbar wichtig.
- Zudem befinden sich eine Poststelle und eine Bankstelle der „Bank of India“ in diesem Dorf, es gibt eine Art Kirche, eine Ausstellung mit vielen Fotos und Gemälden von Mahatma und Kasturba Gandhi, das Central Office nicht zu vergessen und die Felder muss ich noch mal erwähnen, die sind nämlich wirklich unvorstellbar groß.
Und in eben diesem Dorf, direkt im Süden einer (bereits von vielen Seiten „backward“/rückständig genannten) Großstadt, der größten ihres Bundesstaates, lebe ich nun mittlerweile seit 8 Monaten, bin längst weithin bekannt, werde mit verschiedensten Projekten und Aspekten in Verbindung gebracht und bin durch viel Geduld und Anstrengung auch akzeptiert und anerkannt.
Sommerfest
Um diese vielen unterschiedlichen Menschen einmal zu vereinen und zusammenzubringen, was hier – meines Wissens nach – noch nicht wirklich stattgefunden hat, kam mir die Idee eines Sommerfests, eines „Get together“, wie es hier genannt wird. Für Samstag Abend waren die 400 College Studentinnen, die sich momentan in der höchsten Exam-Phase befinden und noch nicht in die lange ersehnt und verdienten Ferien entlassen wurden, die ungefähr 100 Mitarbeiter|innen in den weitreichenden Bereichen und ihre Angehörigen zu einer „Grishmekaaliin Ayojan“ / Summer Celebration eingeladen. Es gab ein Cultural Program mit Tanz und verschiedenen Gesängen und ein kleines „Nashta“ (= Frühstück / Snack) bestehend aus Kachoori (mit gewürztem Linsengemisch gefüllte Teigtaschen), Jellybean (zuckersüße, klebrige, frittierte Leckerei) und Getränken. In den Vorbereitungen bekam ich glücklicherweise teils sehr unerwartete Hilfe von allen Seiten, was auch dringend nötig war, weil ich die ganze Organisation ansonsten wohl kaum alleine geschafft hätte. So ist der allererste Versuch gut verlaufen – 250 Kasturbagram-Bewohner waren in der Prayer Hall versammelt – und im Juli werden wir es wiederholen, um auch den jüngeren Schüler|innen, die nun schon in den Ferien sind, die Möglichkeit zu geben, teilzunehmen.
Kasturba Newsletter
Zwischenzeitlich sind zwei Artikel, die wir über unseren Freiwilligendienst in Indien und über die German und Game Class von letztem Jahr geschrieben haben, übersetzt und werden nun im „Kasturba Darshan“, dem internen Newsletter Kasturbagrams, in den nächsten Wochen veröffentlicht. Es ist letztlich die perfekte Möglichkeit, alle Mitglieder Kasturbagrams zu erreichen und nicht immer die selben Fragen beantworten zu müssen. So konnte ich helfen, kritische Stellen meines Artikels (siehe: Evaluation – German and Game Class) ins Hindi zu übersetzen, freue mich auf die Veröffentlichung und bin schon dabei, den nächsten zu schreiben.
Ich habe auch ein Portrait von Kasturba Gandhi gezeichnet, das nun meinen Beitrag zur Gandhi Exhibition darstellen wird, habe gelernt, eine Kurta, das traditionell von unverheirateten Mädchen hier im Bundesstaat Madhya Pradesh getragene Oberteil, zu nähen und habe die erste (ehrliche und an mich direkt gerichtete) Einladung zu der Hochzeit meiner Freundin Sumitra bekommen.
In sofern kann ich zurückblickend ehrlich sagen, dass diese neue Zeit alleine zwar oftmals schwierig und Kräfte raubend, doch aber bereits bis jetzt schon sehr wertvoll, erfolgreich und zufriedenstellend war.
Nun noch liebe Grüße aus dem Vor-Hochsommer-Indien, in dem man sich davor hüten sollte, sich zu lange in der skrupellosen Sonne aufzuhalten – Sonnenbrand garantiert…
Malin