Der erste Tag in Spanien beginnt mit gutem Desayunos im Melting Pot mit Toast, Butter, Marmelade und Kaffee – schon hier ein großer Unterschied zu so manchem Frühstück in Marokko, das doch häufig von dickem Pfannkuchenähnlichem über Weizenbreisuppe zu Minztee reichte. Das Hostel scheint der ideale Treffpunkt für Backpacker am Ende Spaniens zu sein, die einen kleinen Abstecher nach Marokko wagen. Es fühlt sich komisch an, dass hier Tagestouren nach Tanger angeboten werden und nur ein winziger Einblick in solch eine neue Kultur gewagt wird. Dabei wird es kaum möglich sein, ein umfassendes Bild zu erhalten und das internationalisierte Tanger repräsentiert nur geringfügig das orientalisch geprägte und „authentische“ Marokko, das ich in den letzten drei Wochen erleben durfte.
Zunächst planen wir mithilfe der Erzählungen der anderen Reisenden und einiger Reiseführer den weiteren Verlauf der verbliebenen Tage. Das von uns angedachte Algeciras scheint eher ein Drecksloch zu sein und hauptsächlich als Ausgangspunkt für Ausflüge nach Marokko zu dienen. Außerdem meldet sich der dort angedachte Couchsurfing Host nicht mehr, sodass wir neue Ziele ausmachen. Von Tarifa soll es nun nach Linéa de La Conceptión gehen, das direkt vor Gibraltar liegt. Gibraltar, seit jeher Staatsgebiet des Vereinigten Königreichs wird hier „The Rock“ genannt und kann wohl mit Reisepass einfach erreicht werden. Verbunden sind die beiden Städte jedoch durch den Flughafen von Gibraltar, an dem Ampeln den Fußweg über die Landebahn regeln. Nur hier ist die Landzunge breit genug, um außerhalb der Stadt einen Flughafen beherbergen zu können. Schon eine skurrile Vorstellung!
Im kleinen Tarifa gibt es nicht sehr viel zu erkunden, doch einen guten Eindruck von der Stadt erhält man schnell. Hier leben viele Surfer, die die perfekten Wellen und den starken unaufhörlichen Wind zu schätzen wissen. Die Häuser sind andalusisch in weiß gehalten und bieten einen deutlichen Kontrast zu marokkanischen Bauten, dennoch scheint laut Reisegehilfen hier ein großer Einfluss des Marokkanischen Einzug gehalten haben. Auf der Speisekarte eines Restaurants entdecke ich plötzlich „Hummus“ und auf einem anderen Restaurantschild steht auf Arabisch Halal geschrieben.
Tarifas Strand ist herrlich, zieht sich ewig lang und hat wunderschönen feinen hellweißen Sand, der sanft durch die Finger rieselt. Einige angespülte Algen und Seegräser zieren den Strand und zeigen an, dass die letzte Flut noch nicht lange her ist. Unverkennbar ist die starke Brise, die teilweise peitschend den feinen Sand um die Beine weht und im Mund ein Knirschen hinterlässt. Für die Surfer ist sie perfekt und es muss herrlich sein, mit solchen Geschwindigkeiten über das Wasser zu gleiten. So wandern wir lange über den Sand, schauen den Wellen hinterher und ich verabschiede mich innerlich von den drei tollen Wochen in Marokko, das auch von hier noch deutlich sichtbar ist.
Mit dem Bus fahren wir nachmittags dann über Algeciras nach Linéa, das sich als süßes Städtchen entpuppt und machen uns auf die Suche nach einem Hostel, hier auch Pensión gennant. Direkt im Zentrum gibt es einige davon, direkt in einem Pulk aus Bars, Taperias und Cafés gelegen. Linéa ist relativ klein und schon wieder sind wir direkt am Meer, immerhin das läuft für uns seit einigen Tagen gar nicht schlecht.